Bergheimwallfahrt kommt (wieder) ins Rollen

Wallfahrten nach Bergheim haben in Hitdorf eine lange Tradition. Da es in den letzten Jahren den Wallfahrern immer schwerer fiel, längere Strecken zu laufen, wurden die Geh-Etappen immer kürzer, bis vor ein paar Jahren die Wallfahrt ganz eingestellt wurde.

 

Um die Tradition der Bergheimwallfahrt wieder aufleben und diese gleichzeitig für viele Gemeindemitglieder über die Generationen und Kirchorte hinweg attraktiv werden zu lassen, entwickelte sich Anfang 2016 die Idee einer Fahrradwallfahrt.

 

Es war absoluter Zufall - vielleicht auch Fügung -,  dass wir für unsere Wallfahrt das Wochenende vor Christi Himmelfahrt ins Auge gefasst hatten. Dies ist nämlich genau das Wochenende, an dem die Bergheimbruderschaft Wiesdorf traditionell zu Fuß nach Bergheim wallfahrtet: Samstag 36 km hin, Sonntag, 36 km zurück.

Schon wenige Telefonate und Emails später war klar, dass wir dieses Jahr gemeinsam wallfahren: Die Gruppe aus Wiesdorf zu Fuß, die Gruppe aus Hitdorf mit dem Rad. Für Hin- und Rückweg wurden Treffpunkte für gemeinsame Pausen und Andachten abgesprochen, in Bergheim wurde die Andacht und die Pilgermesse am Sonntag gemeinsam gefeiert. Richtig glücklich waren wir, dass wir die gute Infrastruktur der Wiesdorfer Bergheimwallfahrer mit nutzen konnten: ein schon komplett geplantes Grillen am Samstag Abend und Feldbetten für die Übernachtung im Pfarrheim St. Remigius, Bergheim.

Samstag, 11 Uhr: Start mit einer Andacht in St. Stephanus Hitdorf

Dem einzigen wirklichen Regen des Tages waren wir gerade noch entgangen, als wir über nasse Straßen zur Pilgerandacht in die Kirche St. Stephanus fuhren. Etwas weniger Glück hatten drei Fahrradpilger aus Bürrig und Rheindorf, die aufgrund der längeren Anreise den Regen augenscheinlich voll abbekommen hatten.

Gemeinschaftlich im Halbkreis vor dem Altar stehend stimmte uns Diakon Engels durch ausgewählte Texte und Gebete auf unsere Wallfahrt ein. Zur Musik seiner Gitarre sangen wir aus unserem Wallfahrtsliederheft und spendeten uns gegenseitig den Reisesegen, bevor wir dann aufsattelten und mit der Fähre auf die andere Rheinseite übersetzten.

Radfahrend, genießend, singend und betend auf dem Weg nach Bergheim

Über den Langeler Damm ging es dann entlang des Rheins Richtung Norden, bevor wir dann durch Dörfer und über Felder in Richtung Bergheim abbogen. Männer in gelben Westen bildeten Anfang und Ende der Gruppe, zwei weitere "Gelbwesten" sorgten dafür, dass alle Fahrradfahrer gemeinsam Straßenkreuzungen überfahren konnten. So waren Wartepausen eher selten und man konnte die Stecke, den (z.T. noch kühlen) Fahrtwind und die netten Gespräche mit immer wechselnden Radnachbarn genießen.

Nach ca. 6 km Wegstrecke war ein Wegkreuz das Ziel unserer ersten Etappe. Ein perfekter Ort für die erste Statio. Im Zentrum der Impulse dieser Fahrradwallfahrt standen die Elemente: "Feuer", "Wasser", "Luft" und "Erde". Zwei weitere Statios widneten sich dem Rosenkranz. Ein Text oder eine Geschichte waren die Impulse, eingerahmt von passenden Liedern und Gebeten.

Im Anschluss an die Impulse wurden die Energiespeicher und Wasserflaschen wieder aufgefüllt, bevor es dann weiter ging auf die nächste Etappe Richtung Bergheim.

Thema Licht: die Kerzen haben uns dann noch den Abend am Pfarrheim in Bergheim erleuchtet
Thema Licht: die Kerzen haben uns dann noch den Abend am Pfarrheim in Bergheim erleuchtet
Thema Wasser an einem Brunnen unterwegs
Thema Wasser an einem Brunnen unterwegs
Hier gab es Erklärungen zum Rosenkranz
Hier gab es Erklärungen zum Rosenkranz

an einer alten Windmühle steht natürlich der Wind im Zentrum
an einer alten Windmühle steht natürlich der Wind im Zentrum
Weiter Blick über die Felder: Thema Erde
Weiter Blick über die Felder: Thema Erde
Erde - richtig zum Anfassen
Erde - richtig zum Anfassen

Treffen mit den Fußpilgern: Andacht halten und Pause machen

In Büsdorf, also nur noch die Breite des ehemaligen Tagebaus entfernt von Bergheim, trafen wir zum ersten Mal auf die Fußpilger aus Wiesdorf. Es war übrigens das einzige unserer Treffen, an denen wir vor den Fußpilgern da waren. Ansonsten waren sie dieses Jahr wohl besonders schnell und immer vor der geplanten Zeit an ihren Stationen. Und zügig kamen sie auch am Pfarrheim in Büsdorf an und gingen gemeinsam mit uns für eine kurze Andacht in die Kirche. Andacht und anschließendes Kaffeetrinken im Pfarrheim haben für die Wiesdorfer schon lange Tradition, in die sie uns interessiert und herzlich aufgenommen haben.

 

Nach dem Aufbruch in Büsdorf radelten wir die letzten gut 8 Kilometer nach Bergheim, wo wir am Bilderstock am Rande des Tagebaus gemeinsam einen abschließenden Rosenkranz beteten. Dann rollten wir bergab zum Pfarrheim, wo wir unsere Fahrräder abstellten und uns kurz erfrischten. Zu Fuß ging es dann an der Kirche vorbei zum Bilderstock, wo schon die Fußpilger und die dazu gekommenen Buspilger in einer großen Gruppe vom Bergheimer Diakon empfangen wurden. Wir kamen gerade noch rechtzeitig für den Segen mit Weihwasser und konnten uns dann gleich in der Prozession zur Kirche St. Remigius einreihen.

Das Wallfahrtsziel, das Gnadenbild war erreicht. Nun war ausreichend Zeit für alle Wallfahrer, in der Schlussandacht den Weg, ob zu Fuß oder per Rad zurück gelegt, revue passieren zu lassen. Bitten, Sorgen und Dank konnte vor die Mutter Gottes getragen werden.

Den Abend verbrachten wir in geselliger Runde bei Gegrilltem und kühlen Getränken. Aufgrund guter Planung und jahrelanger Erfahrung in der wiesdorfer Pilgergruppe war alles perfekt vorbereitet. Es musste nur noch selber gekaut werden.

Pater Charles besuchte uns an diesem Abend und feierte mit. Waren Radfahrer und Fußpilger zunächst etwas nach Gruppen getrennt, so wurde diese Trennung zügig durchbrochen und spätestens nachdem die viele Busfahrer wieder dem Heimweg angetreten hatten, komplett über den Haufen geworfen. Die Kinder unserer Gruppe sangen zur Verwunderung der Pilger aus Wiesdorf Marienlieder, antatt sich auf die Grillwürstchen zu stürzen, und ließen die älteren Herrschaften in Erinnerungen an ihre ersten Wallfahrten schwelgen. Sich unterhalten und gesungen wurde bis in die Nacht, während sich Einer nach dem Anderen in Richtung Pfarrsaal und Feldbett verabschiedete.

Pilgermesse um 6:30 Uhr - gemütliches Frühstück und Rückfahrt nach Hitdorf

Um 5 Uhr war die Nacht zu Ende. Der Kaffee war fertig. Insbesondere für die Fußpilger, für die die Pilgermesse um 6:30 Uhr auch gleichzeitig der Start für den Rückweg nach Wiesdorf war, galt es jetzt zu frühstücken. Kaffee trinken, frühstücken, wach werden und dann die Feldbetten zusammen legen und verladen. Dann ging es gemeinsam in die Pilgermesse. Wir Radpilger hatten da einen etwas entspannteren Start, wartete unser gemeinsames Frühstück doch erst um 9 Uhr auf uns. So verabschiedeten wir nach der Pilgermesse die Fußpilger und räumten anschließend im Pfarrheim unsere Sachen zusammen.

Gut gestärkt durch ein reichhaltiges Frühstück traten dann auch wir die Rückfahrt nach Hitdorf an. Bei Sonnenschein und tollen Wolkenformationen ging es vorbei an den Braunkohlekraftwerken über die Felder in Richtung Köln. Auch die Rückfahrt war in kleine Etappen unterteilt. Gedanken über die beiden Elemente "Wind" und "Erde" begeleiteten uns auf unserem Weg.

 

Und dabei war es nicht nur die Erde des Feldes, die zu Meditationszwecken bei uns für schmutzige Finger sorgte. Gleich zwei Defekte schlichen sich auf der Rückfahrt ein. Dank unserer geschickten Schrauber kamen beide Räder trotz gebrochener Speiche und geplatztem Schlauch wieder ins Rollen.

So erreichten wir dann auch gerade noch rechtzeitig in Esch eine verabredete Führung durch die kleine Ortskirche.  Der Ehemalige Küster, Vater einer unserer Wallfahrtsteilnehmerinnen, zeigte uns die Kirchenschätze, von denen es dort reichlich gibt.

 

Nach einem letzten Treffen mit der Fußpilgergruppe aus Wiesdorf in Weiler erreichten wir dann gegen 17 Uhr wieder die Fähre in Langel.

Wieder in Hitdorf empfing uns die Kirche St. Stephanus mit offenen Türen und Diakon Engels mit Flötenmusik zur Schlussandacht. Auch ein paar ehemalige Bergheimpilger unserer Gemeinde feierten sie mit uns.

 

Traditionell brachte die Hitdorfer Bergheimbruderschaft über all die Jahre von ihren Fußwallfahrten eine gesegnete Kerze aus Bergheim mit, die am Marienaltar brannte. Auch wir haben natürlich eine Kerze mitgebracht: Sicherlich um einiges kleiner, als die damalige Kerze. Aber sie musste ja nun auch in einer Fahrradtasche Platz finden.

 

Schon jetzt freuen wir uns auf die Bergheimwallfahrt 2018. Da wir sie gerne wieder zusammen mit der Bergheimbruderschaft Wiesdorf planen möchten, steht natürlich auch schon der Termin fest: 5. und 6. Mai 2018 und zukünftig immer das Wochenende vor Christi Himmelfahrt.

 

Zum Schluss gilt es noch DANKE zu sagen, dafür, dass wir so überaus herzlich in die Gemeinschaft der Bergheimbruderschaft aufgenommen worden sind. So oft wurde uns an diesem Wochenende gedankt, dass wir mitgekommen sind, dafür haben wir allen Grund für Dankbarkeit für die Herzlichkeit und Offenheit, die uns entgegen gebracht wurde.

 

Eva Kohnen und Matthias Nolte